Pünktlich um 4.30 Uhr machten sich am 2. März 42 Pilgerinnen und Pilger auf den Weg ins Heilige Land. Begleitet wurden wir von Pfarrer Andreas Gälle, Pater Jörg Widmann und dem Aachener Domvikar Dr. Peter Dückers. Der Bus brachte uns zunächst zum Frankfurter Flughafen, wo wir gegen 10.30 Uhr mit einer Lufthansamaschine mit dem Ziel Tel Aviv abhoben. Dort wurden wir von unserer Reiseführerin Ushi empfangen, die uns die acht Tage mit beeindruckender geschichtlicher und theologischer Kenntnis begleitete. Mit dem Bus fuhren wir ins Pilgerhaus Tabgha am Nordwestufer des Sees Genezareth, unserem Quartier für die nächsten drei Tage.
Am Samstag fuhren wir nach Migdal, dem neutestamentlichen Magdala, bekannt als die Heimat von Maria Magdalena. Das historische Magdala war zu Jesu Zeiten eine bedeutende Stadt. Bei Ausgrabungen kam eine Synagoge aus Jesu Zeit zutage. Gefunden wurde auch der „Magdala Stein“, vielleicht in Podest zur Lesung der Torah. Dieser antike „Magdala Stein“ ist eine wichtige archäologische Entdeckung, denn auf dem Stein ist eine Menorah, der siebenarmige Leuchter eingraviert. Das 2012 eröffnete Magdala Center mit einem Altar in Schiffsform möchte Pilgern einen Ort der Erinnerung bieten.
Weiter ging es zur Brotvermehrungskirche, wo wir im Garten am Ufer des Sees die heilige Messe feierten. In der Kirche ist das bekannte Mosaik am Altar zu sehen, das einen Korb mit vier Broten – das fünfte Brot ist sinngemäß das bei der Eucharistie verwendete – und je einem Fisch links und rechts davon zeigt.
Mit dem Schiff über den See Genezareth ging es dann weiter nach Kafarnaum. Nach dem Mittagessen, wo uns der Petrusfisch serviert wurde, ging es weiter zur Primatskapelle, auch als mensa Christi („Tisch Christi“) bezeichnet. Die Kapelle markiert den von der Tradition angenommenen Ort, an dem Jesus am See nach seiner Auferstehung erschienen sein und mit seinen Jüngern das Mahl gehalten haben soll, bei dem Petrus mit dem Primat beauftragt wurde. Anschließend fuhren wir nach Kafarnaum, sahen die Überreste der Synagoge, in der Jesus gelehrt hat und das Haus des Petrus, über dem die die auf Stelzen stehende moderne Petruskirche errichtet wurde. Den Abschluss des Tages bildetet der Besuch auf dem Berg der Seligpreisungen, dem Ort der Bergpredigt.
Der Sonntag führte und ins Karmelgebirge. Auf dem Bergrücken des Karmel besuchten wir das Karmeliterkloster. Nach jüdischer und christlicher Tradition ist dies der Ort, an dem der Prophet Elijah eine Machtprobe gegen die Baalsprister bestand. Weiter ging es nach Haifa, wo wir auf die 19 Terrassen der Bahai-Gärten hinuntersahen und später in Stella Maris die Heilige Messe feierten. Nach einem Picknick auf einem Aussichtspunkt bei Nazareth besuchten wir die Verkündigungsbasilika, die über der Grotte errichtet wurde, in der Überlieferung zufolge der Erzengel Gabriel der Jungfrau Maria erschien. Heute sind in der Kirche Mariendarstellungen aus aller Welt zu sehen. Nicht weit entfernt steht dir St. Josefskirche Der Überlieferung nach hatte Josef an diesem Ort seine Wohnung und Zimmermannswerkstatt.
Am Montag mussten wir das Pilgerhaus Tabgha verlassen. Zunächst ging es auf den Berg Tabor, den Ort der Verklärung Jesu. Die die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes sahen Mose und Elija und Jesus in seiner göttlichen Gestalt. In der Verklärungsbasilika feierten wir die heilige Messe. Anschließend fuhren wir weiter durch das Jordantal. Der Übergang in die Palästinensischen Autonomiegebiete war völlig problemlos. Das Gebiet westlich des Jordan ist gebirgig und abgesehen von wenigen Flächen mit Pflanzenwuchs steinige Wüste. So erreichten wir südöstlich von Jericho die Stelle, wo Jesus von Johannes getauft wurde. Mitten im Fluss verläuft die Grenze zum Nachbarstaat Jordanien. Auf beiden Seiten der Grenze sind orthodoxe Klöster zu sehen. Nachdem Pfarrer Gälle aus dem Markusevangelium vorgelesen hatte, fuhren wir weiter zum Toten Meer. In Kalia Beach hatte, wer wollte, Gelegenheit, im Toten Meer zu baden und auszuprobieren, wie das Salzwasser trägt. Am späteren Nachmittag fuhren wir weiter nach Jerusalem. Nach einem Blick auf das abendliche Jerusalem von Skopus Berg erreichten wir unser Quartier für die nächsten vier Tage, das St. Charles Hospiz.
Stand am See Genezareth der lehrende Jesus in Mittelpunkt, ist es in Jerusalem, Leiden, Tod Auferstehung und Himmelfahrt. So begannen wir am Dienstag mit dem Besuch der Himmelfahrtkapelle, ganz oben auf dem Ölberg. Von dort soll der Überlieferung nach Jesus in den Himmel aufgefahren sein. Im Boden der kleinen Kapelle befindet sich eine kleine rechteckige Einfassung, die den ursprünglichen Fels mit dem angeblichen rechten Fußabdruck Christi umschließt.
Unsere nächste Station war die Vaterunserkirche. Sie befindet sich auf dem Ölberg an der Stelle, an der Jesus Christus seine Jünger das Vaterunser-Gebet gelehrt haben soll. An den Wänden der Vorhalle und des Kreuzganges sind Platten mit dem Text des Vaterunsers in 140 Sprachen angebracht; den deutschen findet man im südlichen Kreuzgang. Da wir in unserer Gruppe Pilgerinnen und Pilger mit verschiedenen Muttersprachen hatten, konnte auch bei uns das Vaterunser in mehreren Sprachen gebetet werden. Die Messe an diesem Tag feierten wir in der „Dominus flevit Kirche“ („Der Herr weinte“). Durch ein Fenster hinter dem Altar hat man einen Blick auf die Altstadt mit Grabeskirche und Felsendom. Den Ölberg abwärts gingen wir weiter zum Olivengarten mit uralten Bäumen und zur Gethsemanekirche. Nach den Evangelien hat Jesus an dieser Stelle im Bewusstsein des Leidens und Todes gebetet, bevor er von Judas Iskariot verraten wurde.
Unsere Mittagspause konnten wir im ruhigen Garten des Österreichischen Hospizes zur Heiligen Familie in der Altstadt Jerusalems verbringen, bevor es weiter zu den Bethesda-Teichen und zur St. Anna Kirche ging. In biblischer Zeit wurde dem Wasser dieser Zisterne heilende Kräfte zugesprochen. Die St. Anna Kirche wurde im 12. Jahrhundert erbaut, weil man neben dem Bethesda-Teich die Wohnung von Joachim und Anna, der Eltern Marias, vermutete.
Anschließend beteten wir, angeleitet von Pfarrer Dr. Dückers in der Via Dolorosa den Kreuzweg. Die Stationen X bis XIV befinden sich in der Grabeskirche, die an der überlieferten Stelle der Kreuzigung und des Grabes Jesu steht. An der Grabeskirche haben neben der Römisch-katholischen Kirche fünf weitere christliche Kirchen Anteil. Wir konnten dort einen Gottesdienst der Franziskanermönche sehen, einen Eindruck von der Liturgie der Orthodoxen Kirchen bekommen und, nach längerem Anstehen, auch in die Kapelle des Hl. Grabes gehen.
Am Mittwoch stand die Geburt Christi im Mittelpunkt. In Ein Kerem, einem Vorort von Jerusalem, besuchten wir die Kirche der Heimsuchung Marias, die „Johannes-der-Täufer-Kirche“. Im Lukasevangelium wird berichtet, dass Maria nach der Ankündigung der Geburt Jesu durch den Engel von Nazareth in Galiläa in eine Stadt im Bergland von Judäa ging, um Zacharias und seine schwangere Frau Elisabet zu besuchen. Nach der Überlieferung wurde Johannes hier geboren. Weiter ging es zunächst zu den Hirtenfeldern, wo wir in einer Grotte bei der Franziskanerkapelle auf den „Hirtenfeldern“ die Heilige Messe feierten. Die Kapelle in Form eines Zeltes wurde 1954 auf einer Grotte erbaut. Hier lebten die Hirten denen die Geburt von Jesus durch die Engel verkündet wurde.
Dann fuhren wir weiter nach Bethlehem zur Geburtskirche. Dort konnten wir an einer Prozession der Franziskanermönche durch die Geburtskirche zur Geburtsgrotte teilnehmen und die Geburtsgrotte mit dem Stern an der Stelle besuchen, an der Jesus geboren wurde. Direkt an die Geburtskirche angebaut wurde die Römisch-katholische Katharinenkirche. Nicht weit von der Geburtskirche befindet sich die Kapelle über der Milchgrotte. Hier soll sich die Heilige Familie vor den Soldaten des Herodes versteckt haben, bevor sie nach Ägypten floh. Beim Stillen sollen einigen tropfen Milch auf den Boden getropft sein, daraufhin galt der Ort als wundertätig. Wieder in Jerusalem zurück besuchten wir die Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust Yad Vashem. Dort wird in einem baumbestandenen Bereich der Menschen in Polen, Holland und anderen europäischen Staaten gedacht, die uneigennützig verfolgten Juden geholfen haben. In der großen Halle werden die Vernichtungslager genannt. In besonders eindrucksvoller Weise wird an die getöteten Kinder in einer besonderen Gedenkstätte erinnert.
Am Donnerstag besuchten wir den Tempelberg mit der Al-Aqsa-Moschee und dem Felsendom. Beides dürfen nur Muslime betreten. Der Felsendom mit seiner goldenen Kuppel und den Mosaiken ist auch von außen beeindruckend. Anschließend gingen wir zur Klagemauer, dem höchsten Heiligtum der Juden. Wir konnten die Bar Mizwa – Feier beobachten; die begangen wird, wenn ein jüdischer Junge ab seinem 13. Lebensjahr ein vollwertiges Mitglied der jüdischen Gemeinde wird. Unsere nächste Station war St. Peter in Gallicantu (Gallicantu = Hahnschrei). Dort wird an die Verleugnung des Petrus nach der Verhaftung Jesu erinnert. In biblischer Zeit soll dort das Haus des Kajaphas gestanden haben. Unsere Messe an diesem Tag feierten wir in der Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg. Anschließend gedachten wir im nahegelegenen Abendmahlsaal des Letzten Abendmahls und des Pfingstfestes. Ein kurzer Besuch im Davidsgrab, einer jüdischen Gedenkstätte schloss den Tag ab.
Der Freitag, unser Rückreisetag begann mit einem Frühstück um 4.30 Uhr. Wegen geplanter Straßensperren für einen Marathonlauf mussten wir um 5.15 Uhr in Richtung Tel Aviv aufbrechen. Unsere Reiseführerin nutzte die frühe Stunde und führte uns durch den größten Obst- und Gemüsemarkt in ihrer Heimatstadt. Anschließend ging es zum Strand und später mit dem Bus weiter nach Jaffa. Dort feierten wir in der St. Peterskirche unseren Abschlussgottesdienst. Dann ging es zum Flughafen und um 16.20 Uhr starteten wir mit der Lufthansa Richtung Frankfurt. Um 23.30 Uhr waren wir dann auch wieder in Untertürkheim.
Herzlichen Dank an Herrn Pfarrer Gälle und alle, die zu dieser interessanten Pilgerreise beigetragen haben, deren Eindrücke lange nachwirken werden.
(Karl-Anton Schuster)